FOREIGN BODY
Waste matters

Fachhochschule Nordwestschweiz,  Basel

Performativer Kurzfilm / Idee, Konzeption & Schnitt / Frühling 2022

Tänzer*innen: Alexander Bezuijen, Ivan Yaher, Leonie Berger
Kamera-Operator: Miro Peloso



Jährlich werden in der Schweiz laut dem Bundesamt für Statistik rund 650‘000 Tonnen Kunststoffabfälle verbrannt – das sind etwa 80 % des gesamten Kunststoffabfalls, der in Kehrichtverbrennungsanlagen landet. Dabei stammt der grösste Anteil aus dem Industriesektor für Verpackungen, hauptsächlich Einwegverpackungen.

Das Projekt Waste Matters: foreign body verweist mittels eines tänzerisch-performativen Kurzfilms auf diese Problematik im Umgang mit Kunststoff. Die Performance spiegelt auf tänzerische Weise den gesellschaftlichen Umgang mit Kunststoffabfällen wider. Zu Beginn wird auf die Gleichgültigkeit oder Berührungsangst im Umgang mit dem Material hingewiesen. Letztlich wird die Distanz überwunden, und die Schönheit sowie die Wertschätzung des Materials rücken in den Vordergrund.
Durch eine neu gewonnene Achtsamkeit entsteht eine neue Verbindung zur Materie – die Tänzer*innen stellen einen bewussteren Bezug zum Wert des Materials her.

Im Kurzfilm geht es nicht darum, Kunststoff zu verteufeln, vielmehr steht die Ambivalenz des Materials im Zentrum. Die Problematik liegt im verschwenderischen Umgang damit, verursacht durch mangelndes Bewusstsein für die Ressource und einem nicht geschlossenen Kreislauf. authentischen




In einem experimentellen Annäherungsversuch wurde mithilfe auserlesener Restmaterialien das Momentum untersucht, das entsteht, wenn künstliche auf natürliche Materie trifft. Daraus enstand eine Fotoreihe mit fünf verschiedenen Kompositionen.



Ca. 40 %
des weltweiten Plastikmülls stammen aus Verpackungen, der Grossteil davon sind Einwegver-packungen. Anlass genug, um sich intensiver mit der Thematik zu beschäftigen.

Im Gespräch mit Mitarbeitenden der Lottner-Recyclingfirma in Basel, die täglich mit den riesigen Mengen an Abfall konfrontiert sind, wurden mir die Konsequenzen unserer Konsumgesellschaft ungeschönt vor Augen geführt. Hier fiel die Entscheidung eine Arbeit mit Ressourcen machen zu wollen, die sonst verbrannt würden.


Die gewonnenen Erkenntnisse und die Problematik wollte ich schliesslich mittels des Mediums Video auf einer bildhaften Ebene abstrahiert darstellen.

Eine Gruppe von Tänzer*innen bewegt sich in einer Landschaft. Die Kunststoffobjekte, die in einem Nicht-Ort platziert sind, spielen direkt auf den entfremdeten Zusammenhang in Bezug auf unser tieferes Verständnis davon an, was Kunststoff differenziert ist, woher er kommt und wohin er geht.

Die Tänzer*innen, ebenso wie die Kunststoffelemente, sind farbig gekleidet, einen Hinweis auf eine philosophische Fragestellung: Wie viel an uns ist Natur, was ist künstlich, und wie vermischen wir uns mit natürlicher Materie?

Die Szenerie wird zur Allegorie für die innere Zerrissenheit des Menschen in seinem Verhältnis zu Natur und Künstlichkeit. Der Kontrast und das Momentum, wenn natürliche auf künstliche Materie trifft, wird besonders durch die bunten Tönen im Kontrast zur Reinheit des weissen Salzes der Saline in Riburg verdeutlicht.



Inmitten dieses Spannungsfeldes tritt ein Protagonist erstmals in Erscheinung und fühlt eine besondere Anziehung zum farbigen Kunststoffobjekt, das als zentrales Symbol für die Auseinandersetzung mit der Thematik fungiert. Trotz ursprünglicher Ablehnung durch die Gruppe führt ein entscheidender Moment des physischen Kontakts mit dem Objekt zu einem neuen Zugang, durch den die Tänzer*innen gemeinsam ihre Fremdheit und Scheu überwinden. Die anfängliche, im übertragenen Sinne zu verstehende Berührungsangst gegenüber dem „foreign body“, dem Fremdkörper, der zugleich Titel der Arbeit ist, scheint allmählich ganz überwunden.


Erst durch genaueres Hinsehen wird ein neues Verständnis für die grösseren Zusammenhänge gewonnen. Abfall ist nicht gleich Abfall. In der westlichen Welt erkennt man den Wert des Abfalls nicht, er wird nicht als Ressource wertgeschätzt. Genau deshalb ist er ein Produkt des Ab-Fallens. Wird die Ressource jedoch wahrhaft geschätzt, wird auch nur das verbrannt, was nicht mehr verwertet werden kann. Dieses Umdenken ist nicht nur wünschenswert, sondern dringend notwendig.



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